War
es das einsetzende Tauwetter oder waren es die Tränen des Abschieds, die den Marktplatz am späten Donnerstagabend überschwemmten? Eindeutig lässt sich diese Frage kaum beantworten. Jedenfalls fiel es den 20
französischen Schülerinnen und Schülern und ihren Gastgebern aus der G8 des Braunlager Gymnasiums sichtlich schwer nach knapp 14 Tagen voneinander Abschied zu nehmen. Für die Zeit vom 6. bis 16. Februar mitten im
herrlichsten Braunlager Winter waren die Jugendlichen aus den 8.Klassen des Collège Raymond Queneau in Machecoul, 30 km südlich von Nantes, an der französischen Atlantikküste unter Betreuung ihres Deutschlehrers Yann
Audo und ihrer Englischlehrerin Anne Bax nach Braunlage gereist. Alle Familien der deutschen Achtklässler und sogar noch zwei zusätzliche Familie der Klassen 6 und 9 nahmen die jungen Leute herzlich auf. Und auch
die französischen Kollegen wurden traditionell von den Lehrern des Gymnasiums Herrn Daut, Herrn Werger und Frau Jupke beherbergt. Der Schnee, der in Machecoul so selten ist, dass selbst die 2 cm, die manchmal für
wenige Stunden liegen bleiben, schon zu großen Irritationen führen, tat sein Übriges. Lachende Schüler, die sich im Schnee wälzten, Schneeballschlachten machten und sich auf Schlitten und Skiern vergnügten, prägten
während der ganzen Zeit das Bild.
Das Programm war nahm vieles auf, was sich schon in den vergangenen Jahren bewährt hatte: In der Sporthalle spielte man unter der perfekten Organisation des Sportlehrers Herrn Grimme
verschiedenste Ballspiele in gemischten Mannschaften. Ein Besuch des Salztalparadieses in Bad Sachsa rief viel Begeisterung hervor.
Herr Schwarz hatte im Gemeindesaal der Hohegeißer Kirche gebannte Zuhörer auf
französischer und deutscher Seite, als er als Zeitzeuge die Geschichte der innerdeutschen Grenze mit einem Diavortrag vorstellte. Den erwachsenen Zuhörern wurde dabei einmal mehr deutlich, dass nun auch für
die Harzer Jugendlichen dieses Geschehen, das zu den eigenen Erfahrungen gehört, Geschichte ist. Die seit 10 Jahren traditionelle Exkursion in den Nationalpark, die Herr Richter wie jedes Jahr sehr interessant
gestaltete, führte in diesem Jahr in die Auerhahnaufzuchtstation nach Lonau, in das Nationalparkhaus Erzwäsche nach St. Andreasberg und endete in einem gemütlichen Beisammensein in der Hütte auf Königskrug, wo bei
heißen Getränken und leckerem Kuchen, den die Stadt Braunlage zu diesem Zweck beigesteuert hatte, beste Stimmung herrschte. Am Abend kamen dann Jugendliche und die gastgebenden Eltern in der Schule zusammen: die einen
um mit Unterstützung der beiden DJ’ s Michael Voß und Tobias Schlubat eine fröhliche Fete zu feiern, die anderen um Erfahrungen auszutauschen.
Eine weitere Begegnung mit der Stadt erlebten die Gäste dann
am folgenden Tag als der oberster Vertreter Bürgermeister Baumann sie im Rathaus begrüßte und jedem französischen Jugendlichen einen Gruß in Form einer Hexe mit auf den Weg gab. Die für den Nachmittag des Freitag
vorgesehene Rallye musste aufgrund der extremen Wetterlage abgesagt werden: um 12.15 Uhr fuhr der letzte Bus, mit dem die zahlreichen Hohegeißer Teilnehmer heimfahren konnten. Teile der Rallye, wie das gegenseitige
Beibringen von typischen Liedern der anderen Nation und von Zungenbrechern wurden zur Langzeitaufgabe, so dass vielleicht mancher Braunlager sich wunderte, warum er im Ort jungen Franzosen begegnete, die eifrig ‚Alle
meine Entchen’ sangen oder ‚Fischers Fritze’ übten. Am Ende wurden die Bemühungen dann mit Preisen belohnt, die mehrere Braunlager Firmen zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt hatten.
Dass die Fußball begeisterten
jungen Leute am Samstag auf das Turnier in der Sporthalle verzichten mussten, weil der Landkreis die Halle sicherheitshalber wegen der Dachlast gesperrt hatte, hatten sie spätestens am Sonntagabend verschmerzt,
als die Harzer Wölfe sie in einem herrlichen Spiel gegen Timmendorfer Strand begeisterten. Und auch das war - wie vieles andere - nur möglich, weil der Eintritt für die Gruppe ins Stadion so klein war wie die Gäste
jung!
Der Beginn der zweiten Woche führte die Jugendlichen dann in die Umgebung,wo besonders die Autostadt und der Rammelsberg auf ihr Interesse stießen. Noch einmal auf das zurückkommend, was ein gemeinsam zu
lösendes Problem junger Leute aller Länder in den kommenden Jahren sein wird, schloss sich schließlich noch ein Vormittag mit gemeinsamen Gesprächen und Experimenten zu alternativen Energien in der Umweltstation
Königskrug unter Anleitung von Herrn Kannenberg an.
Ein besonderes Highlight ließen sich die Schüler am letzten gemeinsamen Abend auch durch beginnenden Regen und einsetzendes Tauwetter nicht
verderben: Die Eltern der Klasse luden zu einer Wanderung mit Grillstopp und abschließendem Fackelzug durch den verschneiten Wald ein: Heißer Tee, leckere Bratwürstchen, die die Firma Sühl zum ‚schülergerechten’ Preis
zur Verfügung stellte, Fackeln, mit denen das Maritim den Austausch unterstützte, und vor allem die perfekte Organisation durch mehrere Eltern ließen die Augen der Jugendlichen mindestens so hell leuchten wie die
Fackeln.
Wer die Freude und dass Lachen in vielen Situationen erlebt hat, der hat auf diese Weise ein Dankeschön erhalten für das vielseitige Engagement von Seiten der Gastgeber und vieler anderen Braunlager.
Bis
die Jugendlichen sich im Mai/Juni 2007 in Machecoul in der ganz anderen Umgebung im Sommer und am Meer wiedersehen werden, wird nun einige Zeit vergehen, in der vielleicht der eine oder andere Brief, die E-Mail, SMS
oder ein Telefonat die Kontakte zu den neugewonnenen Freunden aufrechterhalten. Und vielleicht sieht sogar der eine oder andere Schüler, die Schülerin ein wenig mehr Sinn darin, seine oder ihre Kenntnisse der
französischen Sprache weiter auszubauen, um im nächsten Sommer noch ein bisschen leichter mit den Austauschpartnern kommunizieren zu
können.
Text: Inge Jupke für den Braunlager Boten